Das Konzept der Evolutionspädagogik®
Die Methode der Evolutionspädagogik®, auch praktische Pädagogik genannt, wurde 1990 von Ludwig Koneberg (1947-2020) entwickelt und wird am Institut für Kommunikation, Evolution & Bewegung - I.P.P. GmbH in München gelehrt. Er stellte fest, dass es in vielen Fachbereichen wertvolle Erkenntnisse gab, Menschen bei ihren Herausforderungen im Leben zu unterstützen. Gleichzeitig bemerkte er, dass jeder Bereich seinen Fokus nur auf einen Teil des Menschen richtet (z.B. Neurologie – Gehirn, Logopädie – Sprache, Kinesiologie – Bewegung, Pädagogik - Lernen) und seine jeweiligen Ergebnisse an den lösungsorientierten Menschen weitergab. Koneberg sah den Menschen jedoch als Ganzes. Deshalb nahm er aus verschiedenen Fachbereichen die dienlichen und erfolgreichen Erfahrungen und entwickelte daraus die Evolutionspädagogik®.
Das Modell der Evolutionspädagogik® stützt sich dabei vor allem auf Erkenntnisse aus der Gehirnforschung und auf die Entwicklung des Menschen im Laufe der Evolution, nach der Theorie von Charles Darwin. In der Evo-päd® sprechen wir von sieben naturgegebenen Evolutionsstufen, die uns langsam wachsen lassen. Indem wir alle Lernstufen durchlaufen, entwickeln wir unsere Kompetenzen und können unser Potenzial voll entfalten.
Die sieben Grundformen der Evolutionspädagogik®
„Einfach da sein ist genug“ - Stimmt das?
In der heutigen Gesellschaft ist es häufig schwierig, einfach „nur da“ zu sein. Es wird beobachtet und bewertet. Wir leben in einer „Nein“- und „Nicht“- Gesellschaft und sehr oft liegt der Fokus auf dem Negativem, den Defiziten. Darf ich dann einfach „nur da“ sein? Oder was sagen die anderen dazu?
Doch, was bedeutet „einfach nur da sein“?
1. Stufe: „Einfach nur da sein ist genug = sich in Sicherheit wiegen“
Diese Stufe ist modellhaft der „Fisch“. Er symbolisiert das Urvertrauen, die Ursicherheit. Dies ist die Basis um ins Leben zu treten, um den eigenen, persönlichen Weg zu gehen.
Ich bin mir sicher
Ich liebe mich so, wie ich bin
Ich bin es mir wert
Selbst - Sicherheit
Selbst - Liebe
Selbst - Wert
Fehlen diese Komponenten oder ist die Stufe im Ungleichgewicht, bin ich unsicher. Es ist dann häufig mühsam, frei und munter durchs Leben zu gehen. Der Grundstein für all diese „Selbst“ werden im Alter von 0-6 Jahren durch unser „Außen“, von unserer nahen Umwelt geprägt (Vater, Mutter, Großeltern …). Wir nehmen ungefiltert die positiven und negativen Gedanken der anderen, ihre Ängste und Sorgen sowie ihre oft undienlichen Glaubenssätze in unserem Unterbewusstsein auf. Diese manifestieren sich und begleiten uns. Darauf baut unsere Entwicklung auf und zusammen mit unseren Erfahrungen entstehen unsere Verhaltensmuster.
2. Stufe: „Schüchtern sein = sich schützen können“
„Das Kind ist so schüchtern“ – Eine sorgenvolle Aussage mancher Eltern. Eine bewertende Aussage vieler.
In der Evo-päd® sagen wir „ja, das Kind darf schüchtern sein“. Denn dies beinhaltet auch, dass es sich schützen kann. Modellhaft befindet sich das Kind auf der Amphibienstufe.
Stellen Sie sich eine Schildkröte vor. Sie hat ihren Kopf im Panzer geschützt, sie ist schüchtern. Bemerkt sie, dass draußen etwas los ist schaut sie neugierig heraus. Wenn sie allerdings Gefahr spürt, zieht sie ihren Kopf ein und schützt sich. So ist es bei unseren Kindern. Lassen wir diesen meist intuitiven Wechsel zwischen Neugier und Schutz zu, hat das Kind viel gewonnen. Es ist dann im Gleichgewicht und kann in seine Erlebnissicherheit gelangen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für das Lernen. Das Gleiche gilt natürlich auch für Erwachsene. Denn Erfahrungen machen und Lernen sind ein lebenslanger Prozess.
3. Stufe: „aggressiv sein = kraftvoll sein“
„Der Mann, die Frau, das Kind ist so aggressiv“
Sie kennen diesen Ausspruch. Aggressivität ist bei uns negativ behaftet. Sofort wird jemand mit einer wiederholten "aggressiven" Verhaltensweise in eine Schublade gesteckt und häufig abgelehnt.
In der Evo-päd® sagen wir „aggressiv sein heißt, kraftvoll sein“. Das Lateinische „aggressio“ bedeutet zunächst „sich zu bewegen auf, sich nähern“. Das aggressive Verhalten beinhaltet Körpereinsatz, d.h. der Körper bewegt sich unbewusst, oft reflexhaft und fluchtartig.
Dies ist evolutionär bedingt. Unsere Vorfahren mussten immer im Fluchtmodus sein, falls sie z.B. von einem Säbelzahntiger bedroht wurden. Auch wenn uns heute kein Säbelzahntiger mehr bedroht, sind doch alle Gene der Evolution in unserem Gehirn abgespeichert. Die „Aggressivität / Die Kraft“ ist im ältesten Gehirnareal verankert, dem Stammhirn oder auch Reflexhirn genannt.
Auf die heutige Zeit übertragen reagiert somit unser Reflex-Hirn, wenn wir „Gefahr“ wittern. Die verbale Sprache fehlt in diesem Moment, nur der Körper spricht. Ergebnis: „Hauen, schubsen, stechen“. Nun gilt es zu lernen diese Kraft richtig zu dosieren, damit ich in meiner Umwelt zurechtkomme. Hier ist das Gleichgewicht auf der „Krokodil-Stufe“ gefragt, die Körpersicherheit (innehalten – loslegen).
Auf das Lernen bezogen, benötige ich diese Sicherheit um z.B. in der Klasse abzuwarten, bis ich aufgerufen werde (innehalten) oder mit den Hausaufgaben zu beginnen (loslegen).
4. Stufe: „ängstlich sein = Gefühle zeigen können“
Auf der Säugetier-Stufe entwickelt sich das „limbische System“, d.h. die Schaltstelle in unserem Gehirn für Gefühle / Emotionen.
Deshalb sagen wir in der Evo-päd®, wenn es heißt „das Kind ist ängstlich“ -> „wie schön, es kann seine Gefühle zeigen“.
Seine eigenen Gefühle wahrzunehmen und zu zeigen sind extrem wichtig. Dadurch lerne ich mich selbst zu verstehen und mich in die Gefühlswelt anderer Menschen hineinzuversetzen, um letztendlich Empathie entwickeln zu können. Werden Gefühle immer wieder unterdrückt, kann das zu Blockaden führen.
Die Gefühlssicherheit ist DIE Grundlage für das Lernen. Sie basiert auf dem ausgeglichenen Verhältnis von Nähe und Distanz.
5. Stufe: „egoistisch sein = für sich sorgen können“
Sie kennen den negativ behafteten Spruch „Der / die ist so egoistisch“. In der Evo-päd® bedeutet dies „für sich sorgen können“. Die egoistische Person erkennt das eigene „ICH“ und achtet auf sich, kümmert sich um sich selbst. Gleichzeitig erkennt sie das „DU“, die Gruppe. Die Gruppensicherheit in der „Affen-Stufe“ beinhaltet die Polaritäten Individualität und Gruppe. Ich bin individuell und doch ein Teil der Gruppe. Die psychische Stabilität wird gefestigt.
Bezogen auf das Lernen hat die integrierte Affenstufe positive Auswirkungen auf das Erinnerungsvermögen sowie für die Neuaufnahme von Informationen.
Es gibt viele Situationen in denen jemand laut wird. Ja, regelrecht schreit.
„Das Kind schreit andere Kinder oder die Eltern an“
„Vater / Mutter brüllt das Kind an“
„Mein Mann / meine Frau schreit mich an“
Hier befinden wir uns auf der
6. Stufe: „laut sein = nach seiner Position suchen“
Der Urmensch. Überlegen Sie in welchen Situationen werden Sie, Ihr Mann, Ihr Kind, der Nachbar ... laut? Es sind diese „Machtkämpfe“, in denen jeder seinen Platz, seine Position sucht. Wenn ich meine Position innerhalb meines Umfeldes kenne, bin ich sicher. Gleichzeitig wird auf dieser Stufe der Sprachsicherheit die Kommunikationsfähigkeit ausbildet. Über Sprache entstehen Kontakte und Beziehungen werden aufgebaut. Auf emotionaler Ebene entwickelt sich mein Selbst-Bewusstsein.
Ist die sechste Evo-Stufe nicht ausgereift, macht sich das vor allem bei Defiziten im sprachlichen Bereich (z.B. mangelnde Ausdrucksfähigkeit) bemerkbar.
7. Stufe: „Unvollkommen sein = noch wachsen können“
Bedeutet auf der 7. Stufe die Kommunikations- und Kooperationssicherheit zu erlangen. Im Gleichgewicht der Polaritäten Systematisierung und Empathie zu sein, ermöglicht es uns die eigene Identität und unsere Talente zu leben. Mit Selbst-Vertrauen und emotionaler Sicherheit können wir immer weiter wachsen. Der Mensch erreicht Lernkompetenz und kann sie in der modernen Welt einsetzen.
Nun zurück zur ersten Aussage „Einfach da sein ist genug“ …
Ist es genug einfach da zu sein? – Ich denke „ja“ und „nein“.
Es ist wichtig zu wissen, dass es Momente gibt, in denen es genug ist. Doch das Leben bringt viele Herausforderungen mit sich. Da reicht das „Nur – Dasein“ alleine oft nicht aus. Um vollkommen im Leben anzukommen benötigen wir alle Kompetenzen der sieben Evolutionsstufen. Sind diese im Gleichgewicht, kann ich u.a. leichter lernen, bin ich motivierter und gehe anders auf das Leben zu. Erst wenn ich gelöst und sicher bin, kann ich ins Handeln kommen. Dann habe ich ideale Voraussetzungen, um mein volles Potenzial zu entfalten. Und das gilt gleichermaßen - für Kinder und Erwachsene.